Ist der Ausstieg aus der Massentierhaltung ungerecht?
by Eugen Pissarskoi
Gegen unsere Forderungen wird der folgende Einwand vorgebracht:
Unsere Forderungen seien ungerecht. Denn die Massentierhaltung mache die Produktion von Tierprodukten preiswerter. Somit ermögliche sie auch den ärmsten Schichten der Bevölkerung den Konsum von Tierprodukten. Ein Verbot der Massentierhaltung würde insbesondere die Ärmsten treffen, da sie sich die teureren Fleisch- und Milchprodukte nicht – oder in einem geringeren Maße – werden leisten können. Deshalb sollte die Forderung nach Abschaffung der Massentierhaltung nicht unterstützt werden.
Wir halten diesen Einwand für unberechtigt. Um zu erläutern, warum er unberechtigt ist, möchten wir drei Fragen unterscheiden:
- Stimmt es, dass durch die Abschaffung der Massentierhaltung Tierprodukte teurer werden würden?
- Falls durch die Abschaffung der Massentierhaltung Tierprodukte teurer werden, stimmt es dann, dass die Verteuerung der Tierprodukte ungerecht ist?
- Falls die Verteuerung der Tierprodukte ungerecht ist, ist das ein ausschlaggebender Grund für die Aufrechterhaltung der Massentierhaltung?
ad (1)
Die Auswirkungen der Abschaffung der Massentierhaltung auf Preise von Tierprodukten sind schwer vorauszusagen. Uns erscheint es als plausibel, dass dadurch die Preise insgesamt in einem unbekannten Ausmaß steigen würden. Um die folgenden Fragen zu klären, nehmen wir einfach an, dass die Preise beträchtlich steigen werden.
ad (2)
Eine Verteuerung von Fleisch- und Milchprodukten ist nicht automatisch ungerecht. Dies hängt davon ab, ob alle Menschen einen Gerechtigkeitsanspruch auf den Konsum von einer gewissen Menge von Tierprodukten haben. Ein Gut, auf dessen Konsum Menschen keinen Gerechtigkeitsanspruch haben, ist beispielsweise das iPad: Es liegt nicht in der Verantwortung unserer Gesellschaft mir ein iPad zu verschaffen, wenn ich es mir nicht leisten kann. Deswegen ist ein Preisanstieg von iPads moralisch nicht zu beanstanden.
Anders sieht es mit Gütern aus, deren Konsum allen Menschen in einem gewissen Maße zustehen sollte. Eine Maßnahme, die dazu führt, dass einige Menschen sich die ihnen gerechterweise zustehende Menge an Grundnahrungsmitteln nicht leisten können, ist ungerecht.
Allerdings sind wir, die Verfasser des Appells, uns darüber uneinig, ob und wenn ja, auf welche Tierprodukte und in welcher Menge ein Mensch einen Gerechtigkeitsanspruch hat. Falls es diesen Anspruch gibt, sind wir uns jedoch sicher, dass die Menge von Tierprodukten, die jedem Menschen gerechterweise zustehen, weit geringer sein wird als die Menge, die der Durchschnittsdeutsche derzeit verzehrt. Und nicht zu vernachlässigen ist, dass sich eine Verteuerung von Tierprodukten durch eine Reduktion des Konsums zugunsten einer verstärkt pflanzlichen Kost gut abfedern lässt.
Da wir auch die Höhe des Preisanstiegs nicht abschätzen können, wissen wir nicht, ob die Abschaffung der Massentierhaltung tatsächlich ungerecht sein wird. Sie wird möglicherweise ungerecht sein.
Nehmen wir jedoch an, dass die Abschaffung der Massentierhaltung Milchprodukte derart verteuern wird, dass es für Menschen, die nahe am Existenzminimum leben, schwer bis unmöglich sein wird, sie sich zu leisten. Entkräftet das unsere Forderung nach Abschaffung der Massentierhaltung? Damit sind wir bei der dritten Frage.
ad (3)
Zwei Gerechtigkeitsforderungen sollten auseinander gehalten werden:
(1) Die Forderung nach einem artgerechten Umgang mit Tieren;
(2) Die Forderung nach einem würdigen Leben auch für die ärmsten Mitglieder unserer Gesellschaft: Dazu gehört die konkretere Forderung, dass alle Menschen sich diejenigen Güter leisten können sollen , die ihnen gerechterweise zustehen.
Unser Appell ruft dazu auf, zur Erfüllung der ersten Forderung beizutragen. Dabei laufen wir Gefahr, die Erfüllung der zweiten Forderung noch mehr zu erschweren als es heute der Fall ist. Was tun?
Idealerweise müssten beide Forderungen erfüllt werden. Wenn die Abschaffung der Massentierhaltung (um die erste Forderung zu erfüllen) dazu führt, dass einige Menschen die Möglichkeit verlieren, sich Güter zu leisten, die ihnen gerechterweise zustehen, so sollten diese Menschen von der Gemeinschaft darin unterstützt werden, sich diese Güter zu leisten. Das bedeutet beispielsweise, dass die Sätze für das Existenzminimum derart angepasst werden müssen, dass ein Bedürftiger die Menge an artgerecht hergestellten Tierprodukten, die ihm zustehen, sich leisten können muss. Eventuell müssten hierfür Steuern erhöht werden. Diese Konsequenz sind wir bereit zu tragen, um die beiden Gerechtigkeitsforderungen zu erfüllen.
Fazit
Selbst wenn also die Preise für Fleisch- und Milchprodukte beträchtlich steigen sollten (was wir nicht wissen), muss das noch keine ungerechten Nebenfolgen haben. Falls diese Erhöhung einige gesellschaftliche Schichten hart trifft, sollten diese Menschen von der Allgemeinheit unterstützt werden.
1. Jene, die sich darüber Sorgen machen, sollten sich mal vor Augen führen, das Menschen in Drittländern unter unserer Massentierhaltung und unter unserem übermäßigen Konsum von tierlichen Produkten noch viel mehr zu leiden haben. Wo ist das Problem, wenn Menschen hierzulande nur noch einmal pro Woche Fleisch essen oder Milch trinken können? Menschen, die sich hierzulande darüber beschweren, wären gut beraten, in Drittländer zu schauen. Dort nämlich werden Menschen von ihrem Land vertrieben und haben überhaupt nichts zu essen und zu trinken, weil sowohl Reiche als auch Arme bei uns den Hals nicht voll genug bekommen können von Billigfleisch, Billigmilch usw. usw.
Über die Zusammenhänge kann man sich überall informieren, niemand kann hierzulande also behaupten, er habe nicht gewusst, dass an seinem übermäßigen Konsum das Blut, der Hunger und der Durst von noch viel ärmeren Menschen aus wirklich armen Ländern klebt.
Wer selbst Gerechtigkeit will, muss sie auch anderen zugestehen!
2. Das Weiterbestehen der Massentierhaltung wird noch viel mehr Ungerechtigkeit hervorbringen, unter der dann nicht mehr nur arme Menschen in Drittländern zu leiden haben, sondern noch viel mehr Menschen auch hierzulande. Die Massentierhaltung und damit zusammenhängende Monokultur- und Agro-Landwirtschaft wird die Genmanipulation und schließlich die Patentierung von Saatgut, Pflanzen und sogar Tieren vorantreiben. Wenige Großkonzerne mit einem hohen Potential zur globalen Kartell-Bildung werden sich als Herren über viereinhalb Milliarden Jahre Erd- und Evolutionsgeschichte aufschwingen und sich so schließlich zu Herren über unser aller Nahrungsmittel machen, die uns dann nicht mehr nur diktieren, was wir essen, sondern auch diktieren, was wir dafür bezahlen. Und wer glaubt, er könne sich dann einfach im eigenen Garten versorgen, hat sich geschnitten, denn wer ein Patent verletzt und keine Lizenz besitzt, wird automatisch zum Kriminellen. Im Klartext: Das Volk, ob arm oder reich, wird zu Leibeigenen weniger global operierender Großkonzerne. Und das ist keine Zukunftsvision, wir befinden uns bereits auf dem besten Weg dahin. Jeder einzelne Bürger, egal ob arm oder reich, ist im eigenen Interesse also gut beraten, sich gegen die Massentierhaltung auszusprechen, wenn er auch in Zukunft ein freier Mensch sein will, denn eine dezentrale Landwirtschaft durch viele kleine bäuerliche Betriebe wird dazu beitragen, die obige monströse Entwicklung, die schon in vollem Gange ist, aufzuhalten.
Eine dezentrale Landwirtschaft durch viele kleine Betriebe wird außerdem dazu beitragen, Lohn-Dumping in der heutigen Agrar-Industrie Einhalt zu gebieten. Und Lohn-Dumping ist ja schließlich ein Pfeiler, der dafür sorgt, dass es bei uns überhaupt Armut gibt.
Wer also glaubt, die industrielle Landwirtschaft täte den Armen in unserem Land etwas Gutes, der ist auf dem Holzweg und scheint die destruktive Tragweite dieser Industrie nicht erfasst zu haben; vermutlich aus mangelnder Kenntnis über die Hintergründe und Zusammenhänge.
@Überzeugungstäterin:
B R A V O ! ! !
Ihren Artikel in der NRZ vom 12.01.11 habe ich gelesen. Aber:
1.wie gantieren sie eine kostengünstige Versorgung mit Fleisch für die Allgemeinheiut sicher.
2. eine Verteuerung von Grundnahrungs -mitteln trifft doch die, die finanziell sich das nicht leisten können,
3. Gerechtigkeit gibts nur beim Lieben Gott, aber nie auf Erden. Ersetzen Sie diesen Begriff durch z.B Ausgleich o.ä. oder sozialverträglichkeit.
4. Bitte stellen Sie ein Konzept vor, das eine billige Versorgung der Bevölkerung
ermöglicht unter Berücksichtigung von christlicher Ethik und einer ethischen Bewertung der biblischen Aussage: Macht euch die Erde untertan.
Ich bin gespannt welchen Ausweg sie mir zu diesem Dilemma machen.
mit frdl. gruß
Claus Reinhard
Wir wollen keine kostengünstige Versorgung mit Fleisch für die Allgemeinheit garantieren. Das könnten wir gar nicht.
Ein Konzept zur Versorgung der Bevölkerung mit preiswertem Fleisch streben wir ebenfalls nicht an. Durch die Transformation zu einer sozial-ökologischen Landwirtschaft werden Preise für Tierprodukte vermutlich ansteigen, jedoch ist es kaum möglich abzuschätzen, wie hoch der Anstieg sein wird. Schon das macht jegliche Versuche, im Voraus Konzepte zu entwerfen, zunichte. Falls jedoch der Preisanstieg auf Grundnahrungsmittel (und es ist überhaupt nicht klar, ob Fleisch oder andere Tierprodukte wirklich dazu gehören) durch die Transformation derart hoch sein wird, dass arme Menschen sich diese Produkte nicht mehr leisten können, sollten die Sätze für den Lebensunterhalt (so genannte Hartz-IV-Sätze) entsprechend angepasst werden.
Da ich kein Theologe bin, möchte ich nicht versuchen, den Satz “Macht euch die Erde untertan” zu interpretieren. Ich kann mir jedoch schlicht nicht vorstellen, dass eine vernünftige Interpretation dieses Satzes impliziert, man dürfe mit Tieren so umgehen, wie es heute in der Massentierhaltung getan wird.
Lieber Herr Reinhard. Machen Sie sich nun mal keine Sorgen ums Finanzielle. Ich bin vor Jahren aus der Kirche ausgetreten und kann Sie mit dem Geld, das ich an Kirchensteuern spare, gerne einen Unterstützungsfond für Mernschen wie Sie gründen, damit auch sie sich leisten können, gesündere Nahrungsmittel zu sich zu nehmen und Tieren ein angenehmeres Leben und Sterben zu ermöglichen. Ganz einfach, weil es auch so etwas wie Liebe gibt auf der Erde. Wenn man will, kann man sie ganz einfach leben. Menschen und Tieren gegenüber. Herzliche Grüsse, Thomas Wirth
Ich möchte als weiteres Argument folgende überlegung in die Diskussion werfen:
Welche Folgen hat der Umstieg auf eine Artgerechte Tierhaltung z.B. auf den Arbeitsmarkt? Werden mehr oder weniger Arbeitskräfte benötigt, um uns aureichend mit den Produkten zu versorgen. Oder umgekehrt: Wieviele Bauern sind arbeitslos geworden, wegen der Massentierhaltung, die bei einem Wandel diesen Beruf wieder ausüben könnten und davon leben könnten. Abhängig von den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt könnten sich evtl. gar mehr Leute hochwertigere Tierprodukte leisten als heute!
Hallo Olaf,
seit etwa 1980 sind zirka die Hälfte aller Bauernhöfe weggestorben. Bei uns im Dorf gab es in meiner Kindheit bis ca. 1975 / 7 Bauern, heute ist es einer.
Auch früher war die Tierhaltung nicht immer wirklich artgerecht, denn nicht jeder kleine Hof hatte genügend Weideland, dennoch war es aber überschaubarer und man sorgte liebvoller für die Tiere.
Viele Landwirte die ihren Hof nicht aufrecht erhalten konnten arbeiten heute in anderen Berufen, bzw. in ungelernten Berufen, einige von ihnen sind LKW-Fahrer für Tiertransporte.
Landwirte für Ökolandwirtschaft zu begeister ist nicht einfach. Noch schwieriger wird es sein alte Höfe neu zu beleben, weil nämlich oft das Land verkauft wurde, wenn das nicht der Fall ist, wurde es zumindest verpachtet.
Der Biogasboom hat zu alle dem noch dazu beigetragen, das Land jetzt teurer geworden ist. Allerdings taugt es nach Jahre langem Maisanbau weniger als vorher.
@Claus Reinhard:
Sie fordern die Berücksichtigung christlicher Ethik und meinen im selben Atemzug spöttisch, dass es Gerechtigkeit nur beim lieben Gott gebe? Ich hoffe, Ihnen ist dabei nicht entgangen, dass Sie damit sich selbst spotten.
Für Sie scheint das Dilemma vor allem darin zu bestehen, dass es mit der Abschaffung der Massentierhaltung für die Allgemeinheit keine Fleischüberschwemmung zu Dumpingpreisen mehr gibt. Dazu folgende Anmerkungen:
1. Die Emissionen der Massentierhaltung übertreffen mittlerweile die Emissionen sämtlicher PKWs, Flugzeuge und Schiffe zusammengenommen, explizit 40 % mehr, und zwar global. Neben Umweltverschmutzung führt dies zur weiteren Erderwärmung, deren Auswirkungen wir schon heute sehen können, oder meinen Sie, die weltweiten Überschwemmungen, die sich in letzter Zeit häufen und immer monströser werden, seien einzig und alleine eine natürliche Laune der Natur? Die vom Menschen gemachte Erderwärmung spielt dabei durchaus eine Rolle. Nicht umsonst sagen Fachleute, dass man sich abgewöhnen sollte, ausschließlich von „Naturkatastrophen“ zu sprechen, denn Naturkatastrophen entspringen natürlichen Vorgängen, die derzeitige Geschwindigkeit der Erderwärmung dagegen ist ohne Zweifel maßgeblich vom Menschen verursacht bzw. beeinflusst.
2. Weltweit werden lt. UNO mittlerweile 80 % der landwirtschaftlichen Flächen zur Produktion für Futtermittel zugunsten tierlicher Produkte genutzt.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass immer weniger Fläche zur Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel (Getreide, Obst, Gemüse) zur Verfügung steht, welche im übrigen viel mehr Menschen auf diesem Planeten ernähren könnten.
3. Durch die Massentierhaltung entstehen immer mehr Monokulturen. Gleichzeitig droht ein weltweites Bienensterben. Monokulturen unterstützen das Aussterben der Bienenvölker, denn Bienen sind auf eine vielfältige Kost angewiesen, um ein stabiles Immunsystem aufbauen zu können. Albert Einstein sagte einmal, dass der Mensch nicht mehr lange überleben könne, wenn die Biene von der Erde verschwindet.
Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Einstein damit eine recht präzise Feststellung gemacht hat, denn fast alles Pflanzliche, was wir als Menschen essen, existiert nur, weil die Biene mit ihrer Bestäubung dafür gesorgt hat, dass es überhaupt enstehen kann.
4. Es ist nachgewiesen, dass die Vogel- und Schweinegrippe-Erreger ihren Weg aus der Massentierhaltung genommen haben. Die Massentierhaltung fördert die Bildung gefährlicher Erreger. Wir haben bei der Vogelgrippe relativ Glück gehabt. Wir haben auch bei der Schweinegrippe relativ Glück gehabt. Doch wer garantiert, dass wir immer Glück haben werden? Wer garantiert, dass in der Massentierhaltung kein Super-Virus entsteht? Wer garantiert, dass sich solche Erreger nicht unkontrolliert wie eine Seuche ausbreiten, auf welchem Weg auch immer? Niemand kann das garantieren. Niemand.
5. Gleichzeitig fördert die Massentierhaltung Antiobiotika-Resistenzen beim Menschen, da in der Massentierhaltung viel zu viele Medikamente verfüttert werden.
6. Die Erderwärmung fördert übrigens auch die massive Einwanderung und Ausbreitung von krankheitsübertragenden Insekten (z. B. Mücken) und Ektoparasiten, die in der Lage sind, unter den Menschen Seuchen auszulösen.
Gleichzeitig wütet derzeit weltweit ein massives Amphibiensterben (Kröten, Frösche usw.), das in seinem Ausmaß sogar schon mit dem Aussterben der Dinosaurier gleichgesetzt wird. Amphibien sind nicht nur Umwelt-Indikatoren, die auf eine verschmutzte Umwelt sehr empfindlich reagieren, sie schützen den Menschen auch vor Seuchen, da sie krankheitsübertragende Insekten fressen. Aber wer soll diese krankheitsübertragenden Insekten fressen, wenn keine Amphibien mehr da sind, weil diese ausgestorben sind?
Mit Verlaub, Herr Reinhard, wenn es weiterhin ungezügelt Dumping-Fleisch für die Allgemeinheit gibt, ist DAS ein Dilemma, auf das wir zusteuern; das Zusammenspiel der in Punkt 1 bis 6 aufgeführten Umstände, wobei alle Umstände noch gar nicht erschöpfend aufgezählt wurden. Die Frage, ob man sich Fleisch dann noch finanziell leisten kann, hat sich eigentlich erübrigt. Die Frage ist doch vielmehr, ob der Mensch es sich in Zukunft leisten kann, Fleisch als Nahrungsmittel zu betrachten. Alles deutet nämlich darauf hin: Je mehr Mitgeschöpfe der Mensch zu Tode bringt, je mehr Mitgeschöpfe der Mensch frisst, desto mehr und desto schneller besiegelt der Mensch seinen eigenen Untergang, womit wir ganz nebenbei bemerkt wieder bei der Gerechtigkeit wären.
Im übrigen, Herr Reinhard, nicht jeder ist Christ, was allerdings nicht automatisch bedeutet, dass ein Nicht-Christ keine Ethik kennt und wenn man sich Ihre obigen Ausführungen zu Gemüte führt, dann kann man sich ernsthaft die Frage stellen, ob es ethischer ist, kein Christ zu sein. Als Nicht-Christ fröhnt man wenigstens nicht dem zweifelhaften Anthropozentrismus, der von der Unterdrückung und exzessiven Ausbeutung des Mitgeschöpfs geprägt ist und ferner um des eigenen Vorteils Willen in Kauf nimmt, dass Menschen auf der anderen Seite der Erdkugel verhungern. Nein Danke, dann bin und bleibe ich doch lieber ein Nicht-Christ, verzichte auf das Fleisch eines Mitgeschöpfs, das für mich hätte getötet werden müssen (wie ein Christ das Töten von Tieren billigen kann, ist mir bis heute schleierhaft), und teile dafür lieber mein Getreide-Brot mit einem Menschen auf der anderen Seite der Erdkugel.
@ Überzeugungstäterin
SUPER!! Danke für den tollen Beitrag.
[...] kam – wieder einen netten Appell nebst netter Online- Unterschriftenaktion dagegen. Und es werden sogar gleich Argumente gegen die Einwände (Pro Dioxin?) mitgeliefert, sodass man nicht mehr selbst denken oder großartig handeln muss – nur noch eine [...]
Was für eine Frage!?!
Ist Massentierhaltung ungerecht!?
Wir brauchen zum Überleben definitiv KEINE tierischen Produkte und schon gar kein Fleisch. Weltweit verhungern Menschen, weil wir so viel (billiges) Fleisch verzehren!!
Was also ist ungerecht??????
Wenn wir mit allem, was mit uns auf diesem herrlichen Planeten lebt liebevoll umgehen, bin ich mir sicher, wird keiner leiden müssen!!!!
Und wenn jemand leidet, weil er nicht 3 mal am Tag 7 Tage die Woche Fleisch essen kann, dann muss er halt mal ne Weile leiden….. der Mensch gewöhnt sich an alles!!
Hier wird leichtfertig und emotional diskutiert. Ich sehe mich als kritischer Agraringenieur aus der Praxis, der jedoch kein Problem in der Massentierhaltung sieht. Die Massentierhaltung an sich ist neutral..weder gut noch schlecht. Einfach nur viele Tiere die schlecht oder gut gehalten werden..wie auch in der Kleintierhaltung. Betreibt die Milchviehfarm in Neuseeland mit 2400 Milchkühen und Ganzjahresweide Massentierhaltung, oder ein fränkischer Milchviehbauer mit 13 Milchkühen im alten abgeschriebenen Anbindestall? Ohne Schulmeisterlich zu wirken möchte ich sagen, der überwiegende Teil der Kommentare wir auf keinen objektiven Grundlagen geschrieben! Zählen meine fünf Kinder übrigends auch zur Massenkinderhaltung! Jetzt wohl schon oder?
Sie haben recht, dass das Wort “Massentierhaltung” erst einmal ethisch neutral ist. Allerdings wird es in der Alltagssprache inzwischen unter einer bestimmten, pejorativen, Bedeutung verwendet. Das Negative dabei ist nicht die Anzahl der Tiere, sondern der nicht-artgerechte Umgang mit Tieren. In unserem Appell haben wir die Bedeutung von “Massentierhaltung” daher erläutert (Fussnote 1 im Appelltext):
Massentierhaltung in diesem Sinne kann durchaus auch in kleinen Betrieben angetroffen werden (und wir bekommen immer wieder Hinweise darauf, dass vielfach Tiere auch in kleinen Betrieben nicht artgerecht gehalten werden und leiden.)
@Herr Weinfurtner:
Nun, da Sie ein Agrar-Ingenieur aus der Praxis sind, kann Ihr Kommentar wohl noch viel weniger objektiv sein.
Was an den Diskussionsbeiträgen der anderen Kommentatoren leichtfertig sein soll, ist ebenfalls schleierhaft. In Bezug auf Subventionen aus Steuergeldern der Kommentatoren vielleicht, von denen Sie als Mann der Praxis möglicherweise profitieren?
Seltsam auch, dass sich auf Petitions-Seiten wie diesen immer wieder Personen einfinden, die offensichtlich gar kein Interesse daran haben, die Massentierhaltung abzuschaffen. Was soll damit bezweckt werden? Die Unterzeichner von der Vertretbarkeit der Massentierhaltung zu überzeugen? Mit Verlaub, das wäre ungefähr so, als würden Vegetarier in einem Forum der Fleisch-Industrie versuchen, die industrielle Fleisch-Industrie vom Vegetarismus zu überzeugen.
Warum müssen eigentlich immer die “Ärmsten” in unserer Gesellschafft herhalten für so Peusdo-Argumente, billiges Essen? Es geht ums Geld,um viel Geld und nicht um Moral, Ehre oder sonstiges.
@Tina,
das ist ein sehr guter Einwand! Die Fleischproduktion wird in Deutschland von acht (!) Firmen betrieben. Es stimmt, es geht um sehr sehr viel Geld!!
Der große Konflikt besteht nicht darin, dass der Tierhalter an der “Massentierhaltung” fest hält.
Es ist die widersinnige Tatsache, dass allein in Sachsen seit 1991 so viel Ackerfläche verschwunden ist, dass man ganz Sachsen mit Nahrungsmittel versorgen könnte, die darauf wachsen könnten. Die Flächen werden für Eigenheimsiedlungen verkauft.
Spielt man also das weit hergeholte Szenario durch, dass man alle Nahrungsmittel, Nutztiere eingeschlossen, in einer ökologischen Landwirtschaft erzeugen will, wäre noch nicht einmal die Ernährung von Deutschland gesichert.
Die Tatsache, dass ein Landwirt heut zu Tage 144 Menschen ernährt und dass noch nichtmal 2% der Bevölkerung Landwirte sind ist ein solches Konzept eher zweifelhaft…